Nach einer kurzen Sommerpause setzt die Bürgerinitiative "Bürger für Boden" ihre „Ackerdemie-Veranstaltungen" auf dem Römerhof fort. Am Sonntag, den 18.08.2019, um 15 Uhr, kommt Dr. Matthias Peter - Bodenkundler und Leiter des Ingenieurbüros "Schnittstelle Boden" (Ober-Mörlen) - zu Vortrag und Diskussion auf den Römerhof in Echzell. Sein Vortrag „Unter unseren Füßen“ wird Einblicke in die Wetterauer Böden geben.
Die Landschaft in der Wetterau war nicht schon immer so, wie wir sie heute kennen. Geologische Vorgänge, Klima- und Witterungseinflüsse und vor allem in den letzten Jahrhunderten seit dem Mittelalter auch der Einfluss des Menschen haben unsere Landschaft zu dem gemacht, was sie heute ist. Jeder der vielen verschiedenen Böden hat eine eigene Entstehungsgeschichte, die zu seinen besonderen Eigenschaften geführt hat. Jeder Boden wird von Unmengen von Klein- und Kleinstlebewesen bewohnt und bildet damit überhaupt die Grundlage unseres Lebens.
Warum treten Quellen dort aus, wo sie heute zu finden sind? Hat es einen Grund, dass in bestimmten Gemarkungsteilen fast nur Ackerland, woanders Grünland und Obstwiesen, an anderer Stelle nur Wald zu finden ist? Was hat das mit den Böden zu tun? Und gibt es noch mehr Dinge, die uns vertraut sind, die nur aufgrund der Böden so sind, wie sie sind?
Nicht zuletzt hat jeder Boden auch seine ganz eigene Schönheit.
Obwohl die Böden unsere zentrale Lebensgrundlage sind, nehmen wir sie nicht als solche wahr. Wir gehen mit ihnen so sorglos um, als könnten wir Böden (wieder-)“herstellen“, wenn wir welche brauchen, weil wir alle „verbraucht“ haben. Auch davon handelt der Vortrag - und von den aktuellen Rahmenbedingungen für den Bodenschutz in Hessen und Deutschland.
Dr. Günther Lißmann (Jahrgang 1952) bewirtschaftete den elterlichen Hof, studierte Agrarwissenschaften und war von 1985 bis 2017 Dezernatsleiter für Landwirtschaft in der hessischen Agrarverwaltung. In seiner Zuständigkeit, den Belang Landwirtschaft bei den öffentlichen und privaten Flächeninanspruchnahmen zu vertreten, wurde ihm schon früh klar, dass die rasant zunehmende Agrarflächenzerstörung national und international eine existenzielle Gefahr für die gesamte Menschheit bedeutet.
Sein Credo: „Wenn folgende Generationen auf der Erde Leben wollen, müssen wir heute den Boden konsequent schützen.“
Wir leben von dem was auf den Äckern wächst. Ohne funktionsfähige gesunde Böden zerstören wir die Basis für Nahrungsmittelerzeugung, nachwachsende Rohstoffen sowie den Boden als Trinkwasserreservat, CO2 Speicher und als Träger der Biodiversität.
Wertvolle Böden sind konsequent zu schützen. Die Gegebenheit, dass die besten Ackerböden im Umkreis der großen Agglomerationszentren liegen, Ackerboden als Nahrungsmittellieferant gerade in den reichen Ländern keine Anerkennung findet, den geringsten naturschutzfachlichen Wert geniesst und bautechnisch ebene Ackerflächen die geringsten Erschließungskosten erfordern, darf nicht als Begründung für deren rücksichtslose Bebauung dienen.
Die weiterhin bejubelte Wachstumsphilosophie und die Prognose, dass im Jahr 2050 die Weltbevölkerung um weitere 30 % Menschen zulegt, lässt den Glauben an eine gesicherte Welternährung unter akzeptablen Umweltbedingungen schwinden. Jedes Bauprojekt, das großflächig Ackerböden beansprucht muss auf den gesellschaftlichen Prüfstand. Die Verantwortung der Politiker gilt nicht nur für die Legislaturperiode, sondern für die nächsten Generationen.
Die für ein glückliches Leben notwendigen Konsumgüter sind weitaus geringer, als der verschwenderische Luxuskonsum den ein Großteil der Menschen gerade in den reichen Ländern an den Tag legt.
Was wollen wir? Mit immer weiterem Konsumwachstum über die schon sichtbare Klippe rasen, oder Tempodrosselung und Kurswechsel zu nachhaltigem Wirtschaften innerhalb der ökologischen Grenzen unseres Planeten. Wir haben nur diese eine Erde.